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Autorenbildmanfredschumi

Wirtschaftsmacht Fußball: Wie sich Superreiche die Clubs kaufen

Wenn der Ball rollt, wird alles andere vergessen. So wird es auch bei der EURO 2024 sein. Der Fußball ist längst zu einem Milliarden-Business geworden, das die Superreichen aus aller Welt anzieht. Daher werfen wir noch schnell einmal einen Blick hinter die Kulissen unseres Lieblingssports: Wenn auf dem grünen Rasen die Beine der Kicker-Millionäre in Bewegung geraten, dann bringen sie eine gigantische Geldmaschine ins Rollen.

Anders als in der Wirtschaft spielt Neid in der Welt des runden Leders offenbar keine Rolle. Einem Vorstandschef eines Konzerns, der einen zweistelligen Millionenbetrag im Jahr bekommt, wird schnell einmal "Gier" vorgeworfen. Aber immerhin trägt er Verantwortung für tausende Mitarbeiter und die Wertschöpfung eines großen Unternehmens.



54 Milliardäre halten anteile an fußballclubs


Ein Fußballer, der ähnlich viel oder sogar mehr verdient, begeistert zwar die Fans und mitunter sogar die Massen. Doch er würde genau so gut spielen, wenn er statt 20 "nur" zwei Millionen verdienen würde und der Durchschnitts-Profi nur einer statt 4-5 Millionen Euro. Die Gehälter bestimmt aber der Markt, nach Angebot und Nachfrage. Solange Vereine es sich leisten können, wahre Unsummen für Spieler ausgeben, dreht sich die Spirale des Geldes weiter nach oben. Denn längst haben weltweit jene, für die Geld keine Rolle spielt, den Fußball als Spielwiese entdeckt.


54 Milliardäre besitzen einen oder mehrere Großklubs in Europa


Die Superreichen der Welt haben den Fußball in die Geiselhaft genommen. Die deutsche "Welt" hat 54 mehrheitliche Eigentümer von einem oder mehreren Vereinen identifiziert, die ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Euro haben. Der Reichste dürfe Scheich Mansour, Boss von Manchester City sein. Sein Vermögen wird auf 23,4 Milliarden Euro geschätzt. Für die Aufstellung wurden 700 Vereine in drei dutzend europäischen Profiligen analysiert. Beispiele: US-Investoren wie RedBird Capital (AC Milan), die Fenway Sports Group (Liverpool), die Glazer Familie (ManU) matchen sich mit arabischen Konglomeraten wie Quatar Sports (Paris St. Germain), dem Staatsfonds von Abu Dhabi (ManCity) oder aus Saudi-Arabien (Newcastle). Auch Asiaten besitzen Clubs in der Premier League. Sogar Österreichs Red-Bull-Gruppe hat sich nach Salzburg und Leipzig mit Leeds United einen englischen (derzeit Zweitliga-) Club gekauft. Nur um die russischen Oligarchen ist es verständlicherweise still geworden. 2021 gab es noch fünf, die mitmischten, mittlerweile sind alle weg. Ex-Chelsea-Eigentümer Roman Abramowitsch hat sich um 2,9 Mrd. € von seinem Paket getrennt.


"Geld schießt keine Tore" - das stimmt schon lange nicht mehr


Die teils astronomischen Beträge, für die seit 2022 Anteile an Klubs gehandelt werden, zahlen die meisten aus der Portokasse. Für 29% an Manchester United zahlte Sir James Ratcliffe (gilt als reichster Brite) 1,7 Milliarden Euro. Der AC Milan wechselte um 1,2 Milliarden Euro den Besitzer. Der alte Spruch, dass "Geld keine Tore schießt", gilt schon lange nicht mehr. Wer im Konzert der Großen in der Champions League und in den Top-Ligen in England, Italien, Spanien oder Deutschland mitspielen will, der muss die entsprechende Finanzkraft haben. Selbst Bayern München zuckte nicht mit der Wimper als es galt, 100 Millionen Euro für den englischen Stürmerstar Harry Kane zu überweisen. In der Tat wurde er gleich im ersten Jahr überragender Torschützenkönig in der Bundesliga.


Da Anteile an den Großen derzeit kaum zu haben sind, kaufen sich Investoren zunehmend auch bei kleineren Clubs ein, z. B. in der zweiten britischen Liga. Einige besitzen bereits Anteile an mehreren Vereinen. Eine private Investmentfirma mit Sitz in Miami hat den FC Sevilla, den CFC Genua sowie Standard Lüttich in ihrem Besitz. Zum Problem sollte das werden, wenn diese Clubs in internationalen Bewerben gegeneinander antreten. Doch der Begriff des "Financial Fair Plays" ist im Fußball ohnedies eine Farce.


Sie wollen nicht nur auf dem Platz, sondern auch finanziell gewinnen


In der Tat kann man mit seinem Investment im Sport auch Gewinne erzielen. Die Milliarden-Einnahmen aus den TV-Rechten fließen an Vereine zurück. Die britische Premier League verdient daran pro Saison rund zwei Milliarden Euro. Die UEFA als Veranstalter der Europameisterschaft erzielt pro Jahr bisher rund 1,7 Milliarden Euro an Gewinn, den sie großteils ebenfalls an die Vereine weiterreicht. Sponsoren, Zuschauereinnahmen und Merchandising sorgen ebenfalls dafür, dass die Kassen klingeln. Denn auch die milliardenschweren Eigentümer sehen es lieber, wenn sie ein "return on investment" haben...



reichste besitzer von fußballvereinen
Die zehn reichsten Besitzer von Fußballvereinen (2023)


Viele Fans sehen das kritisch. Ihre Proteste verhinderten heuer den mehrheitlichen Einstieg eines Finanzinvestors bei der Deutschen Bundesliga. Doch wenn die sportlichen Erfolge des Lieblingsvereins passen, dann verstummen oft rasch die Fragen danach, woher das Geld kommt und ob die hohen Kicker-Gagen gerechtfertigt sind.

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