Energie ist bei uns viel zu teuer. Das hört man jeden Tag. Die Industrie ist wegen der vergleichsweise hohen Strom- und Gaspreise unter Druck, ihre Wettbewerbsfähigkeit leidet. Die Haushalte stöhnen unter den gestiegenen Tarifen, sei es für Gas oder Fernwärme. Beim Strom hilft noch bis Jahresende die staatliche "Strompreisbremse" - bis zum Verbrauch von 2900 kWh per anno zahlt man nur zehn Cent je Kilowattstunde. Ab 2025 gilt dann wieder der (höhere) Marktpreis. Tanken war schon einmal teurer, billig ist es jetzt aber auch nicht.
Das hat schon alles ein bisschen damit zu tun, dass wir uns lange auf das billige russische Gas verlassen haben, das zum Teil auch bei der Stromerzeugung eingesetzt wird. Das ist vorbei, zumindest was das "billig" betrifft. Es reicht aber nicht als Erklärung, warum wir für Energie jetzt so tief in die Tasche greifen müssen und künftig vielleicht noch tiefer. Denn

der Staat langt ungeachtet der hohen Marktpreise ungeniert selber zu. Je höher der Preis, desto höher die Abgabe. Bei Benzin und Diesel beträgt der Steueranteil (Mineralölsteuer, CO2-Steuer, Mehrwertsteuer) um die 50%. Beim Strom entfällt nur etwa die Hälfte der Kosten auf die Energie. Der andere Teil sind ungefähr je zur Hälfte Netzkosten und Steuern.
Der Staat kassiert bei Strom, Sprit, Gas & Co. kräftig mit
Die Einnahmen fließen in den allgemeinen Steuertopf und sind nicht etwa zweckgebunden für die Kosten der Energiewende. Diese kommen auf Umwegen zusätzlich auf die Verbraucher zu. Da ist zum Beispiel der dringend nötige Ausbau der Stromleitungen. Denn die vielen neuen PV- und Windanlagen und generell der Mehrbedarf z. B. durch die Elektromobilität erfordern den raschen Ausbau der Transportwege von Energie. Also werden in den kommenden Jahren viele Milliarden Euro in neue Netze fließen. Das wiederum wird in die "Netzkosten" bei der Stromrechnung einfließen und wird diese noch einmal kräftig verteuern. Allein für 2025 beträgt die Erhöhung der Netztarife bundesweit über 20 Prozent!
Jetzt könnte man sagen, dass es eigentlich eine Aufgabe des Staates wäre, für Infrastruktur wie Stromleitungen oder auch -speicher zu sorgen. Blöderweise hat dieser kein Geld dafür, weil er schon alles verplant hat, für Pensionen, Förderungen, Sozialleistungen usw. Manches mutet kurios an: Er kassiert zwar für den Klimawandel CO2-Steuer ein, gibt diese aber als Klimabonus dann wieder zurück, und zwar gleichermaßen an Arme und Reiche. Das ist wohl schwer verständlich. Das Argument, dass hohe Preise den Verbrauch reduzieren sollen, hat etwa beim Autofahren noch nie gegriffen.
Zuerst wird alles teurer, bevor es vielleicht irgendwann billiger wird
Es heißt zwar in der Politwerbung für die Energiewende immer "Sonne und Wind schicken keine Rechnung", daher sind diese in der Erzeugung billiger. Das mag irgendwie irgendwann zutreffen. Doch zuerst wird alles teurer, bis es wieder billiger wird. Denn zunächst muss in die gesamte Infrastruktur investiert werden (da kommen dann auch noch Leitungen für Wasserstoff dazu...), und die Kosten dafür werden weitergereicht. Diese bittere Wahrheit sagt uns so niemand, wir sehen es nur an den Energierechnungen.
Die schöne Theorie lautet, dass die "Klimasünder" zur Kasse gebeten werden sollen. In der Praxis funktioniert das nicht so richtig: Belastet man Betriebe stark, die viele Emissionen ausstoßen, fliegen diese aus dem Markt, weil ihre Konkurrenten irgendwo anders auf diesem Globus weiter ungeniert die Luft verpesten können. Die EU hat es bis jetzt nicht wirklich geschafft, den Plan umzusetzen, dass Importe, die unter klimaschädlichen Bedingungen erzeugt werden, extra besteuert werden. Denn dann drohen entsprechende Retourkutschen, die wieder der eigenen Wirtschaft schaden. Niemand will einen weltweiten Handelskrieg.
Die Milliarden-Kosten für die Energiewende sind nun einmal da, und die Bürger und Konsumenten werden sie aufbringen müssen, auch wenn es sie einen Teil ihres Wohlstandes opfern. Die Ärmeren wird man irgendwie kompensieren müssen. Wenn am Ende der gänzliche Umstieg von fossilen auf erneuerbare Produktionen gelingen sollte, dann war es wohl den Preis wert. Doch bis dahin werden wir stöhnen und zahlen und uns ärgern.
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